CD: Johannes Brahms (1833-1897): Ein deutsches Requiem op.45,
EAN: 4011407973756, sehr gut erhalten
01 Chor: Selig sind, die da Leid tragen
02 Chor: Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
03 Bariton und Chor: Herr, lehre doch mich
04 Chor: Wie lieblich sind deine Wohnungen
05 Sopran und Chor: Ihr habt nun Traurigkeit
06 Bariton und Chor: Denn wir haben hie keine bleibende Statt
07 Chor: Selig sind die Toten
Gesche Stürmer, Sopran
Olaf Bär, Bariton
Flensburger Bach-Chor
Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach
Matthias Janz, Dirigent
Rezension von Peter Jost:
"Dass die Interpreten von Konzertaufführungen zu besonderen Anlässen deren Bedeutung nicht zuletzt auch durch eine CD-Produktion unterstreichen wollen, kann heute niemanden mehr überraschen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein Gemeinschaftskonzert im Konzerthaus des Deutschen Hauses in Flensburg mit Musikern aus Ost (Olaf Bär und die Vogtland Philharmonie) und West (Gesche Stürmer und der Flensburger Bach-Chor mit seinem Leiter Matthias Janz) am Totensonntag, den 21. November 1999, zum 10-jährigen Jubiläum des Mauerfalls. Bei der Produktion stand allerdings weniger die Livesphäre des Konzerts als der Wille zur Perfektion im Vordergrund, und dem Hinweis auf die Aufnahmedaten ist zu entnehmen, dass die eigentliche Aufführung mit der Probe am Vortag für die CD gemischt wurden.
Das hervorstechendste Merkmal der Einspielung sind zweifellos die vergleichsweise raschen, aber nie überhastet wirkenden Tempi, lediglich der von Brahms erst nachträglich eingefügte fünfte Satz mit dem Sopran-Solo ("Ihr habt nun Traurigkeit") bildet, bedingt durch seinen innig-getragenen Charakter, eine Ausnahme. Den anderen Sätzen bekommt der forsche Zugriff dagegen überraschend gut - was angesichts der immensen Schwierigkeiten, vor die das Deutsche Requiem die Interpreten stellt, alles andere als selbstverständlich ist.
Matthias Janz weiß rhythmische Präzision, vor allem im trauermarschartigen zweiten Satz ("Denn alles Fleisch, es ist wie Gras"), wie klangliche Balance zwischen Instrumental- und VokaIgruppe durch entsprechende Rücknahme des Orchesters in den Forte-Passagen zu wahren. Die mitunter kammermusikalisch anmutende Transparenz nicht nur der Orchester-, sondern auch der Chorpartien ermöglicht die plastische Modelierung der an Feinheiten so reichen Partitur.
Eine solche Interpretation erscheint zwar nahe liegend, da Brahms trotz der Besetzung für großes Orchester (mit Piccolo, zwei Harfen sowie Kontrafagott und Orgel ad libitum) eher sparsam instrumentierte, in manchen Teilen sogar ganze Instrumentengruppen pausieren ließ (im ersten Satz Klarinetten, Trompeten und Violinen, im vierten tiefes Blech und Pauken), verführt jedoch in Vergleichsaufnahmen vielfach zu theatralischer Klangpracht. Zwar verfügt die Komposition durchaus über dramatische Steigerungen wie im zweiten und sechsten Satz, der lyrische Grundzug der Partitur ist jedoch unverkennbar und erfährt hier seine adäquate Umsetzung. Dementsprechend kann die klare und verständliche Artikulation des diszipliniert agierenden Chores gerade im Piano- und Pianissimo-Bereich nicht genug gerühmt werden. [...]"