Landschaftsromantiker
Zuschreibung Umkreis Cyrkl:
Friedrich Gauermann 1807-1862 "Gams Jäger in den Alpen "
Silberstift Zeichnung
frühes 19 Jhd
Masse gerahmt: 34cm x 47 cm Ansicht : 15 cm x 26 cm
Bei der vorliegenden Zeichnung dürfte es sich um eine Vorstudie zu einem Ölgemälde mit demselben Thema handeln!
Ab den 1830er-Jahren wurden die Kompositionen Friedrich Gauermanns zunehmend bewegter und gewannen an Dramatik, so wie auch im vorliegenden Los. Die verbildlichte Naturgewalt wird zum Grundthema und Gauermann konzentrierte sich auf eine theatralische Inszenierung und effektvolle Lichtstimmung. Dieser Wandel zeigt sich auch in den Aufzeichnungen des Malers, der in seinen Bildbeschreibungen nun die Hell-Dunkel-Verhältnisse anführte. Das akribisch geführte Einlaufbuch informiert uns heute nicht nur über die mannigfaltigen Auftraggeber in ganz Europa, sondern auch über seine Arbeitsweise und seine Naturauffassung. Die direkte Naturbeobachtung blieb stets Grundlage und seine Motivsammlung ergänzte Gauermann im Zuge seiner Reisen, Wanderungen und Fahrten, die er oftmals mit befreundeten Malerkollegen unternahm. Die Bestrebungen, die Lichtverhältnisse zu erfassen und den Moment einzufangen, zeigen sich bereits in der breiten Schraffur der Bleistiftzeichnung. So zog Gauermann seine in der Natur gefertigten Skizzen und Studien nicht nur zur Lokalisierung einer Szene heran; sie dienten ebenso zur Vorbereitung der bildnerischen Dramaturgie. Die Grenzen zwischen realer Natur und der eigenen künstlerischen Fantasie sowie Kreativität des Malers verschwimmen und erzeugen einen spannenden Bildkosmos.
Infos:
Friedrich Gauermann zählt zu den bedeutendsten österreichischen Landschaftsmalern der Biedermeier-Zeit.
Friedrich Gauermann wurde am 20. September 1807 im niederösterreichischen Scheuchenstein in der Gemeinde Miesenbach als Sohn des Kupferstechers und Malers Jakob Gauermann geboren. Wie sein älterer Bruder Carl wurde Friedrich bereits in der Kindheit durch den Vater intensiv gefördert und in der Landschaftsmalerei unterrichtet.
Im Jahr 1824 nahm Friedrich Gauermann an der Wiener Akademie das Studium der Malerei in der Klasse von Joseph Rebell und Joseph Mössmer auf, das er drei Jahre später abschloss. Während seiner Studienzeit unternahm er gemeinsam mit seinem Bruder zahlreiche Wanderungen, die die beiden jungen Maler in die Alpen Tirols und Salzburgs sowie in die Steiermark führten. Nach dem frühen Tod des Bruders im Jahr 1829 bildete sich Friedrich Gauermann im Zuge verschiedener Studienreisen, darunter nach Venedig, Dresden und München, autodidaktisch weiter.
Sein intensives Studium der österreichischen Alpenlandschaften sowie die Auseinandersetzung mit der flämischen Malerei der frühen Renaissance prägten Friedrich Gauermanns Stil maßgeblich. Bereits in den 1820er-Jahren wandte er sich, beeinflusst von den Naturschilderungen niederländischer Maler wie Ruisdael, Wouwermann, Potter und Ross, allmählich von der Vedutenmalerei ab und begründete eine neue naturalistische Landschaftsmalerei. Nach ersten Ausstellungserfolgen in den frühen 1830-Jahren avancierte Friedrich Gauermann mit seinen Darstellungen von Wald- und Berglandschaften mit Tierdarstellungen zu einem der populärsten Maler der Biedermeier-Zeit. Im Jahr 1836 wurde er zum Kunstmitglied der k. u. k. Akademie der Bildenden Künste gewählt. Zu seinem großen künstlerischen Bekanntenkreis zählten unter anderem Johann Nestroy und Ferdinand Raimund.
Seine kunsthistorische Bedeutung ist vor allem auf die Entwicklung eines neuen Landschaftsnaturalismus zurückzuführen. Seine Gemälde sind von atmosphärischen Lichteffekten, einem meisterhaften Zeichentalent und einer auffallend harmonischen Farbgebung geprägt. Bereits zu Lebzeiten erfreuten sich seine Arbeiten in Form von Farbdrucken und Lithografien bei einem breiten Publikum großer Beliebtheit.
Sein Œuvre umfasst beinahe 1200 Ölgemälde und über 170 Zeichnungen.