Die Barhufpflege umfasst die fachgerechte, regelmäßige Bearbeitung der Hufe eines Pferdes, das ohne Beschlag läuft. Sie orientiert sich an den natürlichen Funktionen und Strukturen des Hufs und verfolgt das Ziel, die Hufgesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.
1. Natürliche Funktion des Hufs
Der Pferdehuf ist ein hochspezialisiertes Organ, das nicht nur das Körpergewicht trägt, sondern auch:
• Stoßdämpfung übernimmt,
• die Durchblutung der unteren Gliedmaße unterstützt,
• für gleichmäßige Belastung sorgt,
• als Sensor für die Wahrnehmung des Untergrunds dient.
Damit diese Funktionen optimal wirken können, muss der Huf in Balance sein. Ein unpassender Beschlag oder unzureichende Pflege kann das Gleichgewicht stören und langfristig gesundheitliche Probleme verursachen.
2. Ziele der Barhufpflege
Die Bearbeitung des Hufs durch einen Hufpfleger oder Huforthopäden verfolgt mehrere Ziele:
• Erhaltung der natürlichen Form des Hufs durch regelmäßiges Kürzen der Hufwände.
• Wiederherstellung von Balance und Symmetrie, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
• Unterstützung der Hornqualität, indem lose oder brüchige Hornteile entfernt werden.
• Förderung der natürlichen Abnutzung durch passende Bearbeitung und Anregung der Bewegungsmechanik.
• Vermeidung und Therapie von Hufproblemen wie Strahlfäule, Rissen oder Untergeschobenen Trachten.
3. Ablauf der Barhufbearbeitung
• Sichtung und Beurteilung: Jeder Huf wird einzeln betrachtet. Stellung, Gangbild, Hornqualität und eventuelle Fehlstellungen werden berücksichtigt.
• Bearbeitung der Hufwand: Überlanges Horn wird gekürzt, sodass der Huf wieder gleichmäßig aufliegt.
• Sohle und Strahl: Überstände und lose Hornteile werden entfernt, wobei die tragenden Strukturen erhalten bleiben.
• Individuelle Anpassung: Je nach Nutzung des Pferdes (Freizeit, Sport, Gelände) und Haltungsform (Weide, Offenstall, Box) wird die Bearbeitung leicht variiert.
4. Einflussfaktoren für gesunde Barhufe
• Bewegung: Pferde in Offenstallhaltung mit unterschiedlichen Bodenverhältnissen haben oft robustere Hufe.
• Untergrund: Abwechslungsreiche Böden (Sand, Kies, Wiese, Asphalt) fördern natürliche Abnutzung.
• Fütterung: Mineralstoffversorgung (v. a. Zink, Biotin, Kupfer) beeinflusst die Hornqualität direkt.
• Gesundheit: Stoffwechselerkrankungen (z. B. EMS, Cushing) können Hufprobleme wie Rehe begünstigen und erfordern angepasste Pflege.
5. Vorteile der Barhufpflege
• Förderung der natürlichen Hufmechanik und Durchblutung.
• Reduzierte Belastung von Gelenken, Sehnen und Bändern durch funktionierende Stoßdämpfung.
• Weniger Anfälligkeit für Nagelungen, Hufzangen- oder Beschlagschäden.
• Flexibilität: Huf kann sich ständig an Untergründe anpassen.
• Kostengünstiger und oft langfristig gesünder als ein dauerhafter Beschlag.
6. Grenzen und Herausforderungen
Nicht jedes Pferd kann problemlos barhuf laufen. Bei intensiver sportlicher Nutzung, empfindlichen Hufen oder speziellen orthopädischen Problemen kann zeitweise oder dauerhaft ein Hufschutz (z. B. Hufschuhe oder Klebebeschlag) notwendig sein. Wichtig ist daher die individuelle Beurteilung durch Fachleute.
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Die Barhufpflege ist damit weit mehr als das Kürzen der Hufe: Sie ist ein ganzheitliches Konzept, das Haltung, Fütterung, Bewegung und die individuellen Bedürfnisse des Pferdes berücksichtigt.